Jedes Jahr wandern zwischen Februar und April tausende Erdkröten sowie Molche und Frösche nach Einbruch der Dunkelheit von den Wäldern zu ihren Laichgewässern, um sich dort fortzupflanzen.
In Kaarst an der Broicherseite sind das vor allem Erdkröten, Teichmolche und Bergmolche sowie vereinzelt Frösche.
Bei der Wanderung müssen die Tiere die Straße Broicherseite überqueren, die zwischen den Wäldern und den Laichgewässern verläuft.
Die NABU Gruppe Kaarst-Korschenbroich ist seit mehr als 20 Jahren im Amphibienschutz an der Broicherseite aktiv und hilft den Tieren sicher über die Straße.
Die Laichwanderung dauert von Februar bis ungefähr Mitte April. Auf diesem Weg und bei ihrer Rückwanderung jeweils 2-3 Wochen später, sowie bei der Ausbreitung der Jungtiere im Sommer sind sie bei der Überquerung von befahrenen Straßen extrem gefährdet.
Für eine 5 Meter breite Straße benötigen die Tiere etwa 15 Minuten (!) und es sterben jedes Jahr tausende von Tieren auf unseren mitten durch ihre Lebensräume gebauten Verkehrswegen.
Der NABU Kaarst lässt nach Wanderungsbeginn die Straße Broicherseite sperren. Für Anlieger gilt die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h.
Trotzdem werden manche Tiere bereits durch den Luftzug vorbei fahrender Autos hoch geschleudert und durch den Aufprall getötet, viele Tiere sterben aber auch ohne direkten Kontakt: Beim Vorbeifahren mit mehr als 30 km/h entsteht nämlich ein so hoher Strömungsdruck, dass dieser bei den Tieren zum Zerplatzen von Gefäßen und Organen führt.
Autofahrer sollten daher auf Straßenabschnitten mit Amphibienwanderung auf keinen Fall Tempo 30 überschreiten um die Überlebenschance der wandernden Tiere zu erhöhen!
In den letzten Jahren wurden pro Jahr mehr als 5.000 Tiere über die Straße getragen. Aber immer noch sterben Erdkröten auf der Straße. Starke jährliche Verluste können im Laufe von mehreren Jahren dazu führen, dass die gesamte Population unserer Laichgewässer ausstirbt.
Unsere Bitte an die Autofahrer:
Respektieren Sie die Straßensperre, auch wenn es einen Umweg bedeutet!
Ab Einbruch der Dunkelheit fangen die von der Winterstarre frisch aufgewachten Kröten langsam an zu den Gewässern zu kriechen.
Anfangs wurde nur auf der Straße gesammelt.
2001 errichtete der NABU zum Schutz der
Amphibien einen 700 Meter langen Kröten-
Fangzaun entlang der Waldfläche an der
Broicherseite und grub alle 20 bis 30 Meter einen Eimer in die Erde. Jeden Morgen wurden die Tiere eingesammelt und auf der anderen Seite der Straße an den Seen zum Laichen wieder ausgesetzt.
2020 wurden die Eimer entlang des Zaunes durch Kisten ersetzt. Diese sind unten offen, so dass sich die Amphibien bei großer Kälte eingraben können. Der Deckel schützt die Amphibien vor dem Austrocknen. Für die Sammler bedeutet die Nutzung der Kisten, dass in der Regel nur noch in den Abendstunden nach Einbruch der Dunkelheit
gesammelt werden muss.
Die Mitglieder der NABU Gruppe Kaarst-Korschenbroich kontrollieren dann während der Wanderung nahezu jeden Abend nach Einbruch der Dämmerung die Kisten und Zäune, sammeln die Tiere behutsam mit Handschuhen auf, transportieren sie in Eimern über die Straße und setzen sie dann an den Laichgewässern aus.
Unterstützt werden sie dabei von freiwilligen Helfern aus Kaarst und Umgebung, so zum Beispiel 2023 von der Fußballmannschaft des VfR Büttgen und 2024 von den Konfirmandinnen und Konfirmanden der evangelischen Kirche in Kaarst.
Daneben unterstützen auch häufig Eltern mit ihren Kindern. Gerade für die Kinder ist es ein Erlebnis, im Dunkeln mit Taschenlampen die Tiere zu suchen. Und viele der Kinder haben noch nie zuvor eine Erdkröte oder einen Molch gesehen.
Die Ausbeute an einem Abend hängt sehr stark vom Wetter ab, da die Tiere kaum wandern, wenn es unter 8 Grad oder sehr trocken ist. Bei feuchtem Wetter und mehr als 8 Grad werden an einem Abend aber auch gerne mal 500 Tiere oder mehr gefunden.
Irgendwann im April, wenn sich die ersten Amphibien auf den Weg zurück in den Wald machen, werden dann die Zäune wieder abgebaut oder flach gelegt, sodass sie kein Hindernis für den Rückweg darstellen.
Das Gesamt-Ergebnis über die Jahre kann sich sehen lassen: In den letzten Jahren wurden jeweils zwischen 5500 und 6500 Tiere gesammelt. Das ist die größte Population im Rhein-Kreis Neuss.
Die Erdkröten sind mit mehr als 5000 Tieren am stärksten vertreten.
Danach kommen die Teichmolche gefolgt von den Bergmolchen, vereinzelt werden auch Frösche gesammelt.
Die Schwankungen zwischen den verschiedenen Jahren können verschiedene Gründe haben. So gab es sehr nasse Jahre, in denen sich in den Wäldern kleinere Seen gebildet haben und so einige Tiere auf die Wanderung über die Straße verzichtet haben. Daneben gibt es im Zaun auch einige Unterbrechungen durch Einfahrten und Wege, so dass einige Tiere einen anderen Weg zum See finden. In manchen Jahren haben einzelne Helfer auf eigene Faust gesammelt oder auch nicht gezählt.
Anfang nächsten Jahres gibt es wieder einen Info-Abend zur kommenden Amphibiensammlung.
Über den genauen Termin werden wir auf unserer Webseite sowie über die lokale Presse informieren.