Kopfweiden sind typisch für das Landschaftsbild am Niederrhein. Schon seit dem 13. Jahrhundert gibt es hier diese Art der Holznutzung an Weiderändern und Bachläufen.
Seitdem das Holz nicht mehr für Korbflechtarbeiten, als Heizmaterial oder anderweitig genutzt wird, ist der Bestand dieser Kulturbaumform in unseren Breiten stark rückläufig.
Wenn Kopfweiden lange nicht geschnitten werden, brechen ihre Kronen unter der Last ihrer Äste auseinander. Durch das Schneiden der Kopfweiden und das Setzen von Stecklingen versuchen wir vom NABU im Rhein-Kreis Neuss, dieser Verarmung unserer niederrheinischen Auenlandschaft entgegenzuwirken.
Durch die Vernachlässigung der Pflege der Kopfweiden und dem dadurch bedingten Rückgang des Bestandes dieser "Charakterköpfe unserer Landschaft" verliert eine Fülle hierauf spezialisierter Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum. Ein charakteristisches Beispiel hierfür ist der Steinkauz, dem die alten und ausgehöhlten Kopfbäume hervorragende Nistmöglichkeiten bieten. Sein Schicksal ist in vielen Gebieten unmittelbar mit dem der Kopfweiden verbunden.
Durch die zahlreichen Schnittstellen, die bei der Kopfbaumpflege entstehen, können Pilzsporen und Wasser in Stamm und Aststümpfe eindringen.
Fäulnis zerstört das Kernholz und es bilden sich Höhlungen. In diesen Höhlen nisten neben dem Steinkauz u.a. Hohltaube, Gartenrotschwanz, Grauschnäpper, Zaunkönig und Bachstelze. Gelegentlich findet man sogar Hornissennester in diesen Baumhöhlen. Auch Wiesel, Igel und andere Kleinsäuger finden gelegentlich darin Unterschlupf.
Um den Bestand der Kopfbäume zu sichern, haben sich in den Ortsgruppen des NABU Aktive gefunden, die - teilweise schon seit 1975 - jeden Winter von Oktober bis Februar samstags von 10-14 Uhr die Pflege der Kopfweiden übernimmt. Mit der Pflanzung von Stecklingen sorgen die NABU-Aktiven dabei auch zunehmend für den "Kopfweidennachwuchs".
Bei den Pflegearbeiten werden von ausgebildeten Motorsägenführern die Äste auf 10-20 cm über dem Kopf gekürzt. Nun fängt die Arbeit für die Helfer am Boden an. Die langen Äste werden teils zerkleinert und von starken Seitentrieben befreit.
Das Reisig wird zum Abholen oder Schreddern aufgeschichtet, ebenso wie das Meterholz. Wer Meterholz, Reisig oder Weidenstecklinge braucht, kann sich dies an den Schneidestellen gern abholen.
Das Schnittgut kann zum Errichten von Benjes-Hecken verwendet werden. Das Meterholz gewinnt wieder mehr und mehr als Brennholz an Bedeutung, dazu muss es jedoch erst 2 Jahre zum Trocknen eingelagert werden.
Für das Reisig gibt es ebenfalls verschiedene Verwendungsmöglichkeiten. Flechtzäune aus verschiedenen Reisigdicken ergeben lebende Weidenmauern. Besonders attraktiv für Kinder sind aus den Weidenstäben gestaltete Kriechtunnel oder Indianerhütten. Bauanleitungen hierzu können Sie bei uns anfordern.
Ein großer Teil des dünneren Schnittgutes wird häufig direkt vor Ort gehäckselt. Auch dieses Weidenhäcksel kann bei Bedarf (zum Mulchen oder Wegeabdeckung) gerne abgeholt oder ggf. gegen eine Spende zu Ihnen gebracht werden.
Die Kopfweidenpflege wird in den Ortsgruppen Dormagen, Jüchen und Meerbusch durchgeführt.