Hier finden Sie, umgekehrt chronologisch geordnet, eine Beschreibung der Entstehung der Zauberwiese.
Auch beim regelmäßigen Mähen der Wiese - zur Zeit 2 mal im Jahr geplant - , möchten wir möglichst nachhaltig und auch naturfreundlich vorgehen.
Unsere Idee ist es, die Wiese zu sensen: mit der Handsense – wie früher!
Dann verbrauchen wir keine fossilen Energien, verursachen keinen Lärm, verletzten weder Kleinsäuger noch Amphibien und die meisten Insekten bleiben beim Sensenschnitt unverletzt oder können
rechtzeitig fliehen, da sie nicht wie z. B. beim Kreiselmäher in den Sog rotierender Messer geraten.
Aber wer kann überhaupt noch mit einer Handsense umgehen? In unserer Gruppe gab es nur eine Frau, die darin geübt war. Und sieben aus unserer Gruppe waren interessiert, es zu lernen!
Wir haben einen Sensenlehrer aus dem Verband der deutschen Sensenlehrer gefunden, der zu uns nach Kaarst auf die Zauberwiese gekommen ist und alle Gerätschaften, Sensenbäume und -blätter, Wetzsteine, Werkzeug zum Dengeln einschließlich der Dengelbänke mitgebracht hat.
Am 8. Juni um 9.00 Uhr ging es los. Das Wetter spielte mit: es war trocken, die Sonne ließ sich blicken und ein frischer Wind sorgte dafür, dass wir nicht zu sehr schwitzten.
Viel Zeit wurde darauf verwendet, für jeden die richtige Sensenbaumgröße auszuwählen und die Griffe entsprechend der individuellen Armlänge zu montieren.
„Sensen hat viel mit Rhythmus zu tun, es ist ein bisschen wie Walzer tanzen, “ so unser Sensenlehrer. Und so übten wir den Schwung der Sense zunächst ohne Sensenblatt, im Dreivierteltakt
;-)
Dann wurde das Sensenblatt für jeden optimal eingestellt. Beim Sensen auf der kurzgemähten Fläche vor unserer Wiese kam Frust auf, denn zu Beginn hatten wir kaum ein Schnittergebnis, d.h. die
Sense mähte gar nichts ab. Da hieß es dran bleiben: Schwung für Schwung ausprobieren, wie sich durch kleine Veränderungen auch das Ergebnis veränderte. Und zwischendurch immer wieder mal wetzen,
damit die Sense scharf bleibt.
Nachdem wir uns an unserem vielseitigen, sehr leckerem Mittagsbüffet gestärkt hatten, ging es auf die Zauberwiese. Und da war die Überraschung groß. Nach nur einem Vormittag Sensenerfahrung haben
wir 2/3 der Wiese mit 8 Leuten innerhalb kurzer Zeit gemäht!!!
Am Nachmittag haben wir einen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten des Dengelns bekommen und einiges über Heu gelernt: wie wir das Heu zu Schwaden legen, wie es am besten trocknet, wie es
auf einem Heureuter nachtrocknen kann und wir wir es am besten aufrollen können.
Zufrieden und etwas erschöpft konnten wir auf einen abwechslungsreichen Tag zurückblicken.
Heuverwertung
In den vergangenen Jahren haben wir das Mahdgut einige Tage auf der Wiese liegen gelassen, damit die Samen nachreifen und ausfallen können. Danach wurde es kompostiert, da uns noch Plan und
Wissen für eine sachgerechte Weiterverwertung fehlten.
Dieses Jahr wollten wir es möglichst so aufbereiten, dass es als hochwertiges Tierfutter zu gebrauchen ist.
Das Wetter spielte mit, Sonne und Wind trockneten das Mahdgut in Rekordzeit. Am Samstag wurde gemäht. Einige Stunden später haben wir das Mahdgut aufgelockert und gleichmäßig auf der Wiese verteilt. Sonntag vormittag wurde dann gewendet, so dass die nachgereiften Samen ausfallen und das Heu von allen Seiten trocknen konnte.
Idealerweise wäre das Heu noch ein bis zwei Tage für die weitere Samenreife auf der Wiese geblieben, aber für die nächsten Tage war Regen angesagt und in diesem verregneten Sommer waren wir froh, dass es schon so trocken war.
Deshalb wurde mittags ein großer Teil des Heus an einen Kleintier-Gnadenhof in der Nachbarschaft abgegeben.
Den Rest des Heus versuchen wir auf traditionelle Art zu trocknen. Dafür haben wir aus Dachlatten einen Dreibock-Reuter gebaut und das Heu zum Fertig-Trocknen und zur Lagerung darauf gehängt. Theoretisch kann man das Heu darauf für mehrere Wochen lagern. Die äußeren Schichten verwittern, aber die inneren Schichten bleiben als Futter verwertbar. Wir werden das beobachten.
Am 11. Mai haben wir ein zweites Monitoring durchgeführt.
Wir haben unsere Pflanzenliste um die unterschiedlichen Grasarten (5 Arten) sowie um weitere Kräuter ergänzt. Insgesamt konnten wir nun 58 Kräuter und Gräser erkennen.
Das Bild der Wiese hat sich deutlich verändert, denn es bilden sich jetzt die unterschiedlichen Stockwerke durch den unterschiedlich hohen Wuchs der Gräser und Kräuter heraus. Diese sind typisch für den Lebensraum Wiese. (Link zu Lebensraum Wiese). Bild von der Wiese mit Etagen
Im hinteren Teil der Wiese ist die Anzahl der unterschiedlichen Grasarten deutlich höher als im vorderen Teil. Die Gräser ließen sich offensichtlich gut als Mahdgut auf unsere Wiese übertragen.
Erste Insekten finden sich auf unserer Wiese ein. Auch diese wollen wir auflisten. Das Fotografieren von diesen kleinen Lebewesen eine ganz schöne Herausforderung. Oft sind sie schon wieder weg,
bevor der Fotoapparat richtig scharf gestellt ist.
Fotos: NABU Kaarst-Korschenbroich
Was wächst und blüht denn da?
In diesem Frühjahr wird unsere Wiese gut mit Wasser versorgt – dementsprechend wächst alles sehr üppig.
Am 11. April haben wir ein erstes Monitoring gemacht: d.h. wir haben geschaut, was alles auf unserer Wiese wächst. Dieses Monitoring werden wir in regelmäßigen Abständen wiederholen.
Zur Bestimmung der Pflanzen benutzen wir die App Flora Incognita. Sie hilft uns dabei, die noch kleinen, meist noch nicht blühenden Pflanzen zu erkennen.
Wir finden insgesamt 38 Kräuter, 18 in dem hinteren Teil der Wiese, in dem wir Mahdgut ausgebracht hatten und 11 Kräuter in dem vorderen Teil der Wiese, in dem wir die Samen per Hand ausgesät hatten. Neun Kräuter kommen in beiden Wiesenbereichen vor. Die Artenvielfalt hat deutlich zugenommen.
Der Grasanteil (hauptsächlich Glatthafer) im vorderen Teil der Wiese ist deutlich höher als im hinteren. Die Plackerei, die Glatthafergrassoden im hinteren Teil penibel zu entfernen, hat sich ausgezahlt und zahlreichen Kräutern eine gute Gelegenheit gegeben, sich anzusiedeln.
In der App NaturaDB haben wir unsere Pflanzenfunde zusammengestellt. Diese App gibt uns zu jeder Pflanze ein kurzes Portrait mit wichtigen Informationen zu Standort, Wasserbedarf, Wuchsverhalten der Pflanze, Blütenfarbe und Blühzeitraum. Zusätzlich bietet sie Informationen zum ökologischen Nutzen der Pflanze und stellt dar, für wieviele Wildbienen-, Schmetterlings-, Raupenarten die Pflanze Nahrung liefert und wieviel Nektar und Pollen sie bereit stellt (Nektar-/Pollenwert). Wir sind ganz begeistert von dieser App!
Eine Liste der gefundenen Pflanzen sowie die Dokumentation in der NaturaDB App finden Sie hier.
Das Insektenbuffet ist eröffnet!
Seit Ende Februar zeigen sich am Rand der Wiese die ersten Blüten von Ehrenpreis, Vogelmiere und der Roten Taubnessel. Auch wenn die Blüten relativ klein und eher unscheinbar sind, bieten sie Pollen und Nektar für Insekten, die bereits früh im Jahr und bei noch niedrigeren Temperaturen unterwegs sind wie Hummeln und Wildbienen.
Wichtig sind diese Pflanzen auch als Futter für die Raupen von Schmetterlingen. Allein die Vogelmiere bietet Raupenfutter für 10 verschiedene Schmetterlingsarten, u.a. für Eulenfalter und Spanner.
Die sehr robusten Pflanzen überstehen es gut, wenn Schnecken und/oder Blattläuse an ihnen fressen. Schnecken und Blattläuse wiederum dienen als Nahrung für Vögel sowie für die Larven von Marienkäfern und Florfliegen. Die Ausbreitung dieser Pflanzen erfolgt über Samen, die reichlich gebildet werden und ein sogenanntes Ölkörperchen als Anhängsel haben. Da dieses sehr nährstoffreich ist, wird es gerne von Ameisen gefressen, die zur Verbreitung der Pflanzen beitragen.
Mit drei kleinen, relativ unscheinbaren Pflanzen, die eine große Rolle im Kreislauf der Natur einnehmen, startet die Glatthaferwiese in ihre zweite Saison. Wir sind gespannt, was sich im zweiten Jahr noch alles entwickelt.
Wir haben jetzt auch den zweiten Teil der Wiese gesenst. Ein bisschen tut es uns um die noch blühenden Wildkräuter leid. Auf das Sensen reagieren die noch blühenden Kräuter mit einer Notreife, d.h. mit ihren letzten Kräften bildet die Pflanze noch keimfähige Samen. Diese können sich dann auf dem Boden der Wiese, an den nach der Mahd viel Licht gelangt, entwickeln. Das Mahdgut haben wir auf dem auf dem bereits gesensten Teil der Wiese verteilt, auf dem noch nicht so viele Wildkräuter gewachsen sind.
Die lang erwartete Mahdgutübertragung fand heute statt. Das Wetter ist dieses Mal auf unserer Seite: gestern hat es geregnet, so dass die Samen des Mahdguts in gutem Kontakt mit dem Boden kommen können.
Das Mahdgut ist von einer artenreichen Wiese in Kaarst-Vorst in einem Anhänger zur Zauberwiese gebracht worden und nicht wie ursprünglich geplant vom Wahler Berg in Dormagen. Wir erhoffen uns, dass das Mahdgut aus Vorst besser auf unserer Wiese aufgeht, da die Böden ähnlicher sind. Außerdem war der Transportweg kürzer!
Letzte Vorbereitungen für die Mahdgutübertragung am Freitag:
bei heißem, trockenen Sommerwetter ackern wir noch einmal ca. 150 qm durch und entfernen Glatthafersoden, die zum großen Teil von der Handfräse gelockert wurden. Wir wollen den Glatthafer, der sehr konkurrenzstark ist, etwas eindämmen. Zukünftig hoffen wir, dass wir ihn durch regelmäßiges Mähen im Zaum halten können.
Statt mit einer Rüttelegge wird der Boden mit einer Handfräse noch einmal oberflächlich gelockert und mit dem Rechen glatt gezogen.
Wir sensen mehr als die Hälfte unserer Wiese ab, der andere Teil steht weiterhin den Insekten als Lebensraum und vor allem als Nahrungsangebot zur Verfügung. Die Artenvielfalt hat sichtbar zugenommen
Wir arbeiten uns in kleinen oder größeren Gruppen durch die gefräste Fläche, um möglichst viel Glatthafer zu entfernen.
Da es am Sonntag geregnet hat, ist der Boden jetzt nicht mehr ganz so hart und trocken und kann mit der Umkehrfräse gut durchgearbeitet werden. In 4-6 Wochen – je nachdem wie schnell und hoch die noch verbliebenen Pflanzen wachsen– soll der Schwarzumbruch erfolgen. Ziel ist ein feinkrümeliger Boden, auf dem die Samen des Mahdguts gut aufkeimen können.
Auf dem zweiten Teil der Wiese, auf dem wir bisher nichts eingesät haben, ist hauptsächlich Glatthafer gewachsen und zwar sehr kräftig. Mit Motorsensen mähen wir diesen bodentief, damit am Montag die Fläche mit einer Umkehrfräse bearbeitet werden kann und der Boden in mehreren Schritten für die Mahdgutübertragung vorbereitet werden kann.
Foto: NABU Kaarst-Korschebroich
Der Frühling kommt!
Ganz zaghaft trauen sich nun weitere Keimlinge auf unserer Zauberwiese aus dem Boden.
Man muss schon ein wenig suchen. Wir fangen an Wetten abzuschließen, was
da wohl alles sprießt.
Auf jeden Fall keimen etliche Gräser aus der Saatgutmischung, die wir
von der Biologischen Station im Rhein-Kreis Neuss erhalten haben.
Die Senioreninitiative Kaarst hat eine solide Informationstafel für uns gebaut, die wir jetzt aufgestellt haben. Spaziergänger finden hier grundlegende Informationen zu unserem Projekt Glatthaferwiese und zukünftig auch Aktuelles zur Entwicklung der Wiese sowie zu geplanten Aktionen.
Nun freuen wir uns auf den ersten Besuch unserer Bürgermeisterin Frau Baum im April.
Aussaat von Ackerwildkräutern (Mohn, Kornblume, Wiesenmargerite, echter Kamille) angrenzend an den Feldweg am Rand der Wiese
Bei dem Saatgut handelt es sich um regionales Saatgut (Region2), welches wir von der Fa. Rieger- Hoffmann bezogen haben. Diese Ackerwildkräuter gehören nicht zur Pflanzengesellschaft der Glatthaferwiese. Da wir bereits vom Beginn des Projektes den Insekten ein Nahrungsangebot zur Verfügung stellen wollten und den Spaziergängern einen Augenschmaus, haben wir uns entschlossen, auf einem kleinen Bereich vor der eigentlichen Wiese diese Ackerwildkräuter einzusäen. Die Glatthaferwiese hat dann alle Zeit der Welt sich zu entwickeln.
Bei dieser Aktion haben wir auch eine halbe Tüte Müll aufgesammelt, der sich nur im Bereich der Wiese und dem angrenzenden Sträuchern angesammelt hatte.
Fotos: Dorothee Aßheuer
Auf der Fläche, wo wir schon eingesät haben, wird es grüner und grüner. Und tatsächlich drängen die ersten Keimlinge ans Licht... Wir wissen noch nicht, welche Pflanzen im einzelnen kommen, auf jeden Fall sprießt nicht nur Gras!
Der Flyer wird in den Häusern in unmittelbarer Nachbarschaft der Zauberwiese verteilt. Das Interesse an unserem Projekt ist bei den meisten Anwohnern groß. Viele hatten schon bemerkt, dass wir auf der Zauberwiese gearbeitet haben und waren erfreut, zusätzliche Informationen zu erhalten. Wir konnten anregende Gespräche führen. Etliche Anwohner haben uns Unterstützung zugesagt: von aktiver Mithilfe bei unseren nächsten Aktionen bis zum Angebot, Wasser zum Wässern der Wiese zur Verfügung zu stellen.
Wir freuen uns, auf gemeinsame Aktionen mit den Anwohnern in der Nachbarschaft.
Wir haben einen Flyer erstellt, den wir im ersten Schritt an die direkten Nachbarn der Zauberwiese verteilt wollen, damit wir sie über die Entstehung informieren können und sie damit auch einladen wollen, uns weiter zu begleiten und an geplanten Aktionen teilzunehmen.
Fragen zur Zauberwiese können gern per E-Mail an das Projektteam geschickt werden:
Mail: zauberwiese@nabu-neuss.de
Das Wetter ist gerade günstig und die Wildblumensamen sollen in die Erde!
In einer gemeinsamen Aktion holen wir nochmals Grassoden aus der Erde heraus und häufen sie rund um die Fläche auf – als natürliche Abgrenzung. Damit ist die Vorarbeit für das Einsäen geschafft.
Das heimische Saatgut, das wir von der Biologischen Station Neuss erhalten haben, vermischen wir mit Sand. Das hat den Vorteil, dass es sich besser aussäen lässt und sich besser auf der Fläche verteilt. Zum guten Schluss werden die Samen mit der Rasenwalze an den Boden angedrückt, so dass sie guten Kontakt zur Erde bekommen und dann im nächsten Jahr -hoffentlich- gut keimen.
Wir haben mit der Umsetzung begonnen:
Das von der Stadt uns überlassene Stück Wiese wurde vorbereitet. Das heißt: gemäht, das Gras abgenommen und dann gefräst. Die Ableger eines Kirschbaumes wurden entfernt und ein Platz
für Tierverstecke ausgeguckt. Dabei hatten wir riesige Hilfe von Heiner Hannen und Viktor, die mit zwei Traktoren die maschinelle Bearbeitung übernommen haben. Es nieselte zwar, aber wir
hatten trotzdem eine große Mannschaft vor Ort.
--> NGZ-Artikel
So sah es ursprünglich auf der Fläche aus, die wir von der Stadt Kaarst zur Pflege bekommen haben. Hier dominierte der Glatthafer und wir haben nicht sehr viele andere Pflanzenarten ausmachen können.
Hier im Herzen von Kaarst-Vorst soll zukünftig unsere Zauberwiese entstehen mit - hoffentlich - sehr vielen heimischen Kraut- und Wiesenblumenarten, die für einen neuen artenreichen Lebensraum sorgen werden.
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