Der im Frühjahr 2023 im Garten des Tuppenhofs angelegte Garten soll zeigen, wie man einen nachhaltigen Garten anlegen kann, der nicht nur gut aussieht, sondern vor allem den Insekten und der Artenvielfalt dient.
Früher fanden Insekten im kleinbäuerlichen und dörflichen Umfeld selbstverständlich einen Lebensraum: Baumaterialien wie Steine, Sand oder Holz wurden gelagert, Sand diente gerade auch in den Gemüsebeeten als Bodenbelag für Wege und war Lagerort für Wurzelgemüse im Winter. Wegebelag wurde im Sandbett verlegt. Mangels Häcksler wurde Strauchschnitt gelagert, bis es verrottet war oder anderweitig verwendet werden konnte. Dazwischen fanden ganz selbstverständlich heimische Pflanzen ihren Platz. Diese Biotope fehlen heute vielfach.
Heimische Pflanzen sind wichtig, weil nur diese sich in Co-Evolution mit heimischen Insekten entwickelt haben.
Die Fläche ist ca. 3 mal 7 m groß und von einer Buchs-Hecke umgeben. Sie ist nach Süden ausgerichtet, wird aber im Westen von einem relativ hohen Haselnussstrauch und Hainbuchen begrenzt. Dadurch entstehen neben sonnigen, auch halbschattige Bereiche.
Materialien: Bei der Gestaltung des Gartens wurden ausschließlich gebrauchte Materialien oder Abfallstoffe verwendet, die innerhalb kurzer Zeit aus verschiedenen Quellen kostengünstig organisiert wurden.
Der Garten sollte vor allem Lebensraum für Insekten bieten. In Deutschland leben ca. 600 Wildbienenarten, von denen 75 % im Boden nisten. Nur wenige Arten nutzen hohle oder markhaltige Stängel für ihren Nachwuchs. Die meisten benötigen nur spärlich bewachsenen, wasserdurchlässigen Boden.
Für die bodennistenden Wildbienen wurden zwei Sandarien gebaut. Das linke hat einen Durchmesser von ca. 1 m und ist ca. 55 cm tief. Die Umrandung besteht aus aufgeschichteten Steinen (Trockenmauer). Das zweite Sandarium hat einen Durchmesser von ca. 60 cm und ist 60 cm tief. Es wurde aus bereits morschen Holzbalken gebaut. Gefüllt wurden die Sandarien mit Unterboden aus lehmhaltigem Sand, wie er am Niederrhein überall typisch ist.
Einige Wildbienen bauen ihre Brutröhren nicht in den Boden, sondern in fast senkrechte Steilwände, wie sie z.B. als Abbruchkanten an Gewässern, Steinbrüchen oder durch umfallende Bäume in deren Wurzeltellern entstehen. Um für diese Bienen einen Lebensraum zu schaffen, wurde eine alte Zinkwanne auf die Seite gestellt und mit dem feuchten, allein durch Händedruck gefestigten Sandgemisch gefüllt.
Bei Steilwänden ist darauf zu achten, dass der Anflug für die Bienen frei von Hindernissen ist, so dass nur sehr niedrige Pflanzen davor gepflanzt werden sollten.
Eine weitere Nisthilfe für bodennistende Wildbienen ist der Weg. Viele Wildbienenarten benötigen verfestigten Boden für die Brutröhren, weshalb man ihre Nistlöcher oft auf Trampelpfaden findet.
Eine ähnliche Funktion haben die Fugen zwischen den Platten, die sich im Eingang zum Garten befinden. Auch diese dienen verschiedenen Wildbienen als Lebensraum. Außerdem können sich in den Fugen trockenheitsliebende Pflanzen ansiedeln.
Nicht nur verschiedene Bienen nutzen Totholz, indem sie die Gänge von Käferlarven als Brutröhren nutzen, Wespen und Hornissen benötigen Holzfasern zum Bau ihrer Nester und viele Käfer entwickeln sich als Larven in morschem Holz.
Daher ist Totholz ein ganz wichtiger Bestandteil bei der Unterstützung von Insekten. Entsprechend ist Totholz in verschiedenen Formen Bestandteil des Insektengartens.
Zunächst wurde stehendes Totholz eingebaut. Dazu wurden Abfallhölzer aus dem Garten des Tuppenhofs in den Boden eingegraben und fixiert.
Ein wichtiger Bestandteil ist der Käferkeller. Dazu wird eine Grube von möglichst 60 cm Tiefe ausgehoben und mit Holz gefüllt. Das können auch gerne größere Holzstücke sein. In die Lücken gibt man Hackschnitzel und Erde. Damit wird ein feuchtwarmes Klima geschaffen, in dem sich die Larven der Käfer entwickeln können.
Ein Käferkeller imitiert den im Boden verbleibenden Wurzelbereich abgestorbener Bäume, der Kinderstube vieler Käfer, insbesondere der großen Gruppe der Laufkäfer ist.
Zur Abgrenzung zum Acker wurde am Südende des Gartens eine Totholzhecke angelegt. Diese wird nach und nach mit Ästen und Strauchschnitt gefüllt. Totholzhecken sind Rückzugsräume für Vögel, insbesondere Heckenbraunellen, Rotkehlchen und Zaunkönige, aber auch für Käfer und kleine Säugetiere, wie Igel und Spitzmäuse.
Steine haben die Eigenschaft, sich in der Sonne aufzuwärmen, die Wärme eine Weile zu halten und später abzugeben. In der Nähe von Steinen vergleichmäßigt sich das Klima. Insekten als wechselwarme Tiere benötigen artspezifische Temperaturen und halten sich daher gerne an aufgewärmten Steinen auf.
Natursteine kann man als Trockenmauer aufbauen, wie z.B. das linke Sandarium. In den Lücken zwischen den Steinen halten sich Spinnen und Insekten auf. Mit weiteren Steinen wurde der Weg von den Beeten abgegrenzt.
Ein Steinhaufen im Halbschatten ergänzt den Lebensraum. Hier können sich Insekten, die nicht ganz so wärmeliebend sind, im Schatten aufhalten. Bei der Errichtung wurde darauf geachtet, dass gerade im unteren Bereich viele große Lücken blieben, die als Rückzugsräume dienen können.
Ergänzt werden die Nisthilfen durch einen kleinen Miniteich in einer Zinkwanne. Als Substrat für die Bepflanzung wurden ca. 30 Liter Unterboden eingefügt. Als Aufstiegshilfe für Vögel, Mäuse oder
Insekten, die möglicherweise ins Wasser fallen, dienen eine Wurzel, ein Stück Rinde und Wasserpflanzen, an denen sie das Wasser wieder verlassen können.
Wissen: Wespen, auch die sehr friedlichen Feldwespen, benötigen an heißen Tagen viel Wasser, um ihre Nester zu kühlen. Daher sind Wasserstellen in Insektengärten sehr wichtig.
Hinweis: Alternativ kann man auch Insektentränken aufstellen. Die einfachste Form sind Tonuntersetzer, die man mit Kieselsteinen, Moos und Wasser füllt. Insekten trinken am liebsten aus feuchtem Moos. Dies reduziert auch das Risiko, dass sie ertrinken.
Bei der Bepflanzung wurde auf heimische Pflanzen gesetzt. Rechts vom Weg ist es eher halbschattig. Hier wurden Farne, Lungenkraut, Weiße Taubnessel, Pfirsichblättrige und Nesselblättrige Glockenblume sowie am Teich Baldrian gepflanzt.
Links des Weges ist es vollsonnig. Um den Einflug auf die Steilwand nicht zu behindern, wurden vor der Steilwand nur niedrige Sedum-Arten gepflanzt. Im Übrigen dominieren Kräuter und Doldenblütler wie Pastinake, Wilde Möhre und Wiesenbärenklau.
Das Totholz wurde mit Frühlingsplatterbse und Zaunwicke begrünt. Im Hintergrund stehen Wilde Karden, Wiesenflockenblume und zwei Königskerzen-Arten.
Viele Wildbienen können nur wenige hundert Meter fliegen. Daher ist es wichtig, dass sich Brutmöglichkeiten und Nahrungsquellen in unmittelbarer Nähe zueinander befinden.