Das Insektenhotel

Eine Insektennisthilfe wird erst zu einem guten Hotel, wenn ein Restaurant vorhanden ist.

Mit dem Nahrungsangebot in Form von heimischen Pflanzen wird eine schöne Insektennisthilfe richtig nützlich.

Wo Wildbienen nisten

In Deutschland gibt es ca. 600 Wildbienenarten, von denen die meisten solitär, also einzelgängerisch, leben. Etwa die Hälfte von ihnen steht auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten, einige Arten sind bereits ausgestorben oder stark vom Aussterben bedroht.

 

Foto: Dagmar Spona
Foto: Dagmar Spona

Im Boden

Wildbienen sind bei ihrer Nistplatzwahl sehr wählerisch, sie sind hier genauso spezialisiert, wie bei der Wahl der Pollen- und Nektarpflanzen.

Ungefähr 2/3 der Arten bauen ihre Brutanlagen in den Boden.

 

Beispiele für ihre Nisthilfen finden Sie in unserem Insektengarten.

 

Foto: NABU Kaarst-Korschenbroich
Foto: NABU Kaarst-Korschenbroich

Spalten und Vertiefungen

Der Rest von ihnen hat sich evolutionär andere Strukturen in der Natur als Brutstätte für ihre Nachkommen gesucht. So werden von einigen Wildbienenarten Spalten und Vertiefungen von Felsen aufgesucht oder gar mit Harzen und mineralischem und pflanzlichem Mörtel, äußere Bauten angelegt.

 

Totholz

Andere nagen ihre Brutgänge in morsches/mürbes Holz oder benutzen durch Käferfraß entstandene Gänge in Totholz.Sie nutzen gerne vorgebohrte Holzstämme.

 

Schneckenhäuser

Einige von ihnen bevorzugen leere Schneckenhäuser, die sie anschließend geschickt mit kleinen Halmen und Stängeln vor Räubern tarnen.

 

Stängel

Auch hohle oder markhaltige Stängel werden von Wildbienen für ihr Brutgeschäft genutzt.

Und dann gibt es noch die Generalisten unter den Wildbienen, die, wie auch bei der Pflanzenwahl, nicht sehr wählerisch mit ihrem Nistplatz sind. Diese Arten findet man häufig an den sogenannten Nisthilfen. Zu ihnen zählen einige Arten der Mauerbienen, Löcherbienen, Scherenbienen, Blattschneiderbienen und Maskenbienen. Vor allem Mauerbienen nisten in allen Löchern, die sie finden, auch wenn sich diese in Fensterrahmen oder Gartengeräten befinden. 

Foto: NABU Kaarst-Korschenbroich - Blutweiderich-Sägehornbiene
Foto: NABU Kaarst-Korschenbroich - Blutweiderich-Sägehornbiene
Foto: NABU Kaarst-Korschenbroich - Hummel auf Kratzdistel
Foto: NABU Kaarst-Korschenbroich - Hummel auf Kratzdistel
Foto: NABU Kaarst-Korschenbroich - Schmalbiene auf Wegwarte
Foto: NABU Kaarst-Korschenbroich - Schmalbiene auf Wegwarte
Foto: NABU Kaarst-Korschenbroich - Glockenblumen-Scherenbiene
Foto: NABU Kaarst-Korschenbroich - Glockenblumen-Scherenbiene

Der Standort

Alle Nistplätze müssen besonnt liegen, auch die der unterirdisch nistenden Arten, denn die Larven können sich nur bei ausreichend hohen Temperaturen entwickeln.

 

Der Nestbau

Foto: Jutta Tünneßen - Wildbienen-Brutzellen
Foto: Jutta Tünneßen - Wildbienen-Brutzellen

Direkt nach der Paarung beginnen die Weibchen damit, Brutzellen anzulegen. In jede Zelle wird Pollen und Nektar eingelagert und ein Ei hinein gebettet. Dann wird die Zelle mit für die Art typischem organischem Material und Speichel verschlossen. Je nach Länge der Brutröhre gibt es unterschiedlich viele Brutzellen. In den hinteren Zellen entwickeln sich aus den befruchteten Eiern die Weibchen, in den vorderen die Männchen. Die erste und letzte Zelle vor dem Nestverschluss bleibt leer, als Schutz vor Bruträubern. Damit der angelegte Futtervorrat für die meist elfmonatige Entwicklung ausreicht, muss z.B. die Natternkopf-Mauerbiene knapp 350 Natternkopfblüten anfliegen, um eine Brutzelle mit Pollen zu versorgen, also 2000 Blüten für 6 Eier. Nach einigen Tagen schlüpft aus dem Ei die Larve, die sich in ca. 2-4 Wochen zur Puppe entwickelt. In diesem Stadium überwintert sie in einem Kokon, durchläuft die Metamorphose und schlüpft im nächsten Frühjahr als fertige Biene.

  

Die Restaurants drumherum

Ähnlich wie die Natternkopfmauerbiene auf den Natternkopf als Pollen- und Nektarquelle für ihre Larven angewiesen ist, gib es viele auf bestimmte Pflanzen spezialisierte Wildbienen. 32% aller Wildbienen ist auf eine Pflanzenart oder ähnliche Pflanzen einer Gattung spezialisiert.


Ein ganz kleiner Auszug daraus:

 ·        Blutweiderich-Sägehornbiene 

·         Glockenblumen-Scherenbiene

·         Efeu-Seidenbiene

·         Knautien-Sandbiene

·         Waldschenkelbiene (Gilbweiderich)

·         Auenschenkelbiene (Gilbweiderich)

·         Resedenmaskenbiene

·         Gartenwollbiene (Ziest) 

Damit diese Entwicklung gelingen kann, brauchen Wildbienen naturnahe Gärten und Grünanlagen, in denen unterschiedliche Strukturen Nistmöglichkeiten schaffen, sowie ein ausreichendes und artenreiches Blütenangebot aus heimischen Wildblumen für die Versorgung mit Pollen und Nektar. Futter- und Nistplatz sollten nicht zu weit auseinander liegen, da Wildbienen einen relativ kleinen Flugradius zwischen 75m und 150m haben. Leider wird beides in unserer aus- und aufgeräumten Landschaft immer weniger.

 

Wildbienenschutz ist ein wichtiges öffentliches Thema und geht uns alle an!

 

5 Tipps zum Wildbienenschutz:

  • Pflanzen Sie heimische Wildpflanzen
  • Verzichten Sie auf Insektizide und Gifte
  • Schaffen und belassen Sie offene Bodenflächen
  • Lassen Sie Stängel von Königskerzen bis über den nächsten Sommer stehen
  • Lassen Sie leere Schneckenhäuser liegen

Weitere Infoquellen im Netz:

 

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